In Deutschland besteht ein akuter Fachkräftemangel. Dieser spitzt sich in allen Bereichen, insbesondere auch in den Berufen des Gesundheitswesen, der Ärzte und Pflegekräfte immer weiter zu.
Dabei ist die Arztdichte in Deutschland im internationalen Vergleich mit 4,1 niedergelassenen Ärzten je 1000 Einwohner vergleichsweise hoch und insgesamt ist die Zahl der Ärzte im Vergleich zu den letzten 20 Jahren immer weiter gestiegen.
Wie kann es also sein, dass 27.000 Ärzte und 25.000 Pflegestellen in Deutschland fehlen?
Der formale Mangel an Ärzten liegt zum einen im demographischen Wandel, zum anderen in einer neuen Generation an Ärzten.
Der demographische Wandel in Deutschland geht einher mit einem höheren Patientenaufkommen, mit steigender Multimorbidität und gleichzeitig mit einer längeren Überlebenszeit der Patienten durch fortschrittliche diagnostische und therapeutische Möglichkeiten. Die erhöhte und steigende Nachfrage bedeutet also zunächst einmal nicht zwangsläufig auch einen Mangel.
Es entsteht aber ein Dilemma in der Kombination mit einer Generation, dessen vorrangiges Ziel nicht mehr unbedingt die alleinige Berufung in der Klinik, sondern auch die Familienplanung und Freizeitgestaltung ist. Während 80% der Medizinstudierenden früher Chefarzt werden wollten, sind es aktuell keine 15% mehr. Das liegt unter anderem daran, dass die Arbeitszeiten zu starr und zu lang, die Vergütung und Anerkennung zu gering sind. Außerdem wünscht sich die heutige Generation mehr Zeit mit den einzelnen Patienten verbringen zu können.
Die heutige Generation an Ärzten ist aufgewachsen in den Zeiten der Digitalisierung und in flacheren Hierarchien. Ihre Arbeitsstellen, die Krankenhäuser sind Sachen Digitalisierung nur keine Vorreiter und es bestehen zum großen Teil immer noch sehr starre hierarchische Strukturen.
Hinzu kommt, dass auch die Kultur der Patienten sich verändert hat. Die heutigen Patienten stellen sich schon bei kleinsten Symptomen vor, dadurch sind die Notaufnahmen und die Arztpraxen immer voller geworden. Die Erwartungshaltung gegenüber des Arztes ist eine sofortige und schnellstmögliche diagnostische und therapeutische Heilung. Ein guter Arzt verschreibt gleich Medikamente, überweist in ein Krankenhaus oder ordnet eine Bildgebung an. Wenn das Leiden des Patienten nicht sofort erkannt wird, wird ein weiterer Arzt aufgesucht oder der gleiche Arzt erneut konsultiert. Insbesondere auch deshalb, weil die Erstdiagnose des Arztes nicht mit der Diagnose von Doktor Google übereinstimmte.
Einer Generation, die einem neuen Lied oder einem Video maximal 3 Sekunden Aufmerksamkeit zur Verfügung stellt, und dann weiter klickt, wenn innerhalb der ersten 3 Sekunden keine Pointe erreicht wurde, ist das nicht übel zu nehmen.
Diese beiden Personengruppen, Ärzte (oder allgemein Fachkräfte im Gesundheitswesen) und Patienten sind in ihrer Komplexität zu beachten, bei der Suche nach Lösungsansätzen für den sich immer weiter zuspitzenden Fachkräftemangel im Gesundheitswesen.
Gründe des Mangels sind komplex
Der Beruf des Arztes ist längst nicht mehr so attraktiv wie es in früheren Zeiten einmal war. Es vergeht ein Großteil der Arbeitszeit mit dem Dokumentieren, als mit der Versorgung von Patienten. Die aufwendige und ausführliche Dokumentation hat viele Vorteile, dient aber mittlerweile fast nur noch dafür, den Arzt vor dem Patienten zu schützen.
Anstatt, dass der Arzt genug Zeit bekommt, um sich mit seinem Patienten auseinander setzen zu können und der Patient damit die Möglichkeit erhält, Vertrauen zu seinem Arzt aufzubauen, geht der Arzt in kurzer Zeit die vielen Aufklärungsbögen durch, zählt alle Risiken und möglichen Komplikationen auf, lässt den Patienten mehrmals unterschreiben, unterschreibt selbst auch, stempelt noch die Kopie für den Patienten ab und hat in dieser Zeit kaum ein Gespräch mit dem Patienten führen können.
Stattdessen muss die steigende bürokratische Dokumentation reduziert werden und Lösungen gefunden werden, eine natürliche, auf Vertrauen aufbauende Beziehung zwischen dem Arzt und seinem Patienten aufzubauen. Das bedarf Zeit, die Information von Patienten und auch die Einbindung der Digitalisierung in die Krankenhausbetriebe.
Im Gesundheitswesen ist keine Kapazität mehr vorhanden für Doppelarbeit, Fehler und Verschwendungen, die das Patientenrisiko und die Kosten immer weiter erhöhen.
Lösungsansätze Digitalisierung
Die Digitalisierung im Personalbeschaffungsprozess ist nur ein Bruchteil, von dem, was SEDIDOC an Digitalisierung in deutschen Krankenhäusern ermöglicht, um die digitalen Veränderungen im Gesundheitswesen stemmen zu können.
Apple baut im Silicon Valley sein eigenes Pilot-Krankenhaus, um es dann weltweit zu skalieren. Sensoren, die in der Blutbahn zirkulieren, sollen in Echtzeit den Gesundheitszustand analysieren und künstliche Intelligenz befundet radiologische Bilder besser und schneller als menschliche Intelligenz.
Was die ärztliche Arbeit prima ergänzt, denn der Fachkräftemangel wird sich in den nächsten 30 Jahren weiter zuspitzen und die Arbeit der künstlichen Intelligenz wird umso mehr benötigt.
Wichtig ist, dass die Krankenhäuser und das Gesundheitswesen die Digitalisierung zulässt und auch Startups die Türen öffnet, damit das deutsche Gesundheitswesen sich weiter entwickelt und die Digitalisierung mitgestalten kann. Die Digitalisierung darf nicht als Einmal-Produkt verstanden werden, sondern entwickelt sich mit den Herausforderungen unserer Zeit mit.